Das Schiff Mainz 1
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Entdeckung und Erhaltung
Datierung
Funktion
Einzelheiten der Konstruktion
Aufbewahrung
Entdeckung und Erhaltung
Das Schiff 1 wurde im November 1981 in der Baugrube des Hotels Hilton II zwischen
Rhein- und Löhrstraße entdeckt. Es lag mit seiner linken hinteren Seite
auf der Uferböschung, so daß sich nur auf der Backbordseite die aus
sieben Plankengängen bestehende Bordwand bis zum Dollbord erhalten hat. Von
der Steuerbordseite blieben nur die untersten drei Plankengänge übrig.
Der Rest ist ebenso wie das Vorschiff mit Mastspant und Bug vergangen. Das Wrack
ist heute noch 8,20 m lang, 1,80 m breit und 1 m hoch.
Datierung
Dendrochronologische Untersuchungen ergaben,
daß das Eichenholz, aus dem Schiff 1 besteht, in den Jahren
um 376 n.Chr.gefällt wurde. Ausbesserungen wurden anscheinend
in den Jahren 385 und 394 n.Chr. vorgenommen. Von besonderer Bedeutung
ist eine Bronzemünze, die als Opfergabe zwischen der Bordwand
und Spant 2 auf der Höhe des 4. Plankengangs steckte. Sie
wurde unter Kaiser Theodosius I in den Jahren 388-392 n.Chr. geprägt.
Funktion
Das Schiff 1 gehört wie die Schiffe
2, 4 und 5 aus Mainz zu einem Schiffstyp, der in der Fachliteratur
als Typ Mainz A bezeichnet wird. Dessen ursprüngliches Aussehen
zeigt der Nachbau Mainz A im Museum für Antike Schiffahrt in Mainz.
Es handelt sich bei diesem Typ um ein schlankes, schnelles Ruderschiff,
das bei günstigem Wind auch gesegelt werden konnte und als
Mannschaftstransporter für Soldaten diente.
Einzelheiten der Konstruktion
Planken
Wie jedes der fünf spätantiken
Schiffe aus Mainz ist auch Schiff 1 mit Hilfe von Mallen (Schablonen,
die die Rumpfkontur vorgeben) gebaut worden. Es ist kraweel beplankt
ohne zusätzliche Nut-und-Feder-Verbindung der 2 cm dicken und 20 - 24 cm breiten
Planken untereinander. Der 2. und 4. Plankengang sind Totgänge; im Plankengang Backbord 5 gibt es eine stumpfe Schäftung.
Kiel
Der 5 cm starke, 25 cm breite Kiel besitzt
in der Mitte eine Bilgerinne. An seinem achteren Ende ist der
Achtersteven aus gewachsenem Krummholz aufgelascht.
In Abständen
von 31-32 cm hat der antike Bootsbauer den Sitz der Spanten auf
dem Kiel angerissen.
Spanten
Das im Schiff 1 verwendete Spantsystem besteht
aus Bodenwrangen und separat daneben gesetzten Seitenspanten für
die Bordwände. Sie befinden sich in der Regel achterlich
der Wrangen. Die letzten, schon auf dem Achtersteven stehenden
Wrangen bestehen aus entsprechend gewachsenen Astgabeln.
Dollbord
Für den Dollbord wurde die oberste
Planke außen durch eine Scheuerleiste, innen durch einen
Dollbaum verstärkt. Auf die so verbreiterte Bordkante legte
man einen Schandeckel. Er besteht aus einem halbierten Baumstamm,
der in regelmäßigen Abständen bis auf 2 cm Stärke
abgearbeitet ist.
In den Aussparungen der halbrunden Riemenauflagen
steckten die Dollpflöcke für die Riemen (Antriebsruder).
In den flachen Teilen des Schandeckels gibt es ebenfalls Aussparungen
zur Befestigung der Reling.
Innenausbau
Stringer und Längsversteifungen im
Schiffsinneren lassen Aussagen über den Innenausbau zu. Der
Duchtweger unmittelbar unter dem Dollbaum zeigt Aussparungen für
die Sitzduchten der Ruderer. Das andere Ende der Duchten lag auf
Stützen, die an den Spanten auf dem Schiffboden parallel
zu Kiel befestigt waren.
Die Duchtstützen sind durch drei
schmale Stringer miteinander verbunden, denen weitere Stringer
an der inneren Bordwand entsprechen.
Neben ihrer Funktion als
Längsversteifung bildeten die Stringer die Auflagen für
Querbalken, wie entsprechende Aussparungen zeigen. Dabei lassen
sich ehemalige Balken für die Seitendecks und zwei schräg
zueinander angeordnete Balken für die Stemmbretter der Ruderer
unterscheiden.
Steuerungsanlage
Von der Steuerungsanlage hat sich bei Schiff
1 ein Rest des 8,2 x 9,0 cm starken Querbalkens erhalten, der als
Widerlager für die beiden seitlichen Steuerruder diente.
Er war an der Außenseite durch zwei gekrümmte, schwere
Holzteile nach hinten abgestützt. Während sich das innere,
unmittelbar an der Bordwand angebrachte erhalten hat, zeugt von
dem äußeren schräg mit der inneren Stütze
verbundenen nur noch ein Zapfloch im Ruderbalken.
Die Funktion eines weiteren Zapflochs an der Vorderseite des Ruderbalkens kann
z.z. noch nicht erklärt werden.
Aufbewahrung
Das mit Kunstharz konservierte Schiff 1
steht in der Ausstellung des Museums für Antike Schiffahrt und ist dort in seiner Fundlage zu sehen.
Barbara Pferdehirt
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